Hintergründe
Die Stadt Leipzig veröffentlichte bereits zum 27. Januar 2010 ein Gedenkbuch mit lokalem Bezug, das dem Jenaer Projekt vielfältige Anregungen vermittelte.
Die Stadt Leipzig veröffentlichte bereits zum 27. Januar 2010 ein Gedenkbuch mit lokalem Bezug, das dem Jenaer Projekt vielfältige Anregungen vermittelte.
Gedenkbücher stellen eine reflektierte Form dar, Bildungsarbeit und Gedenken miteinander zu verbinden. Sie besitzen einen Doppelcharakter: Zum einen handelt es sich um die Dokumentation des Lebens von Getöteten und Ermordeten; zum anderen bewirken Gedenkbücher ein vertieftes Verständnis des historischen Wissens, indem sie ein zeitgemäßes Lernen und Gedenken fördern.
Wie in Leipzig ging die Initiative für ein Gedenkbuch oft von engagierten Bürgerinnen und Bürgern oder zivilgesellschaftlichen Gruppen aus. Diese Aufarbeitungs- und Gedenkform gestattet es, den Todesopfern durch die biographischen Datensammlungen auf würdevolle Weise wieder eine Identität, buchstäblich einen Namen zu geben.
Auch im Falle Jenas liegt dem Gedenkbuch ein weit gefasster Opferbegriff zugrunde. Aufgenommen wurden nicht nur Personen, die in Jena ihren Lebensmittelpunkt hatten. Berücksichtigung fanden auch jene, die in der Saalestadt geboren wurden oder zwischenzeitlich inhaftiert waren, während des II. Weltkriegs nach Jena deportiert wurden oder hier verstarben, sofern gesicherte Angaben darüber vorlagen bzw. in einer ganzen Reihe von Archiven, Gedenkstätten und Internetdatenbanken ermittelt werden konnten.
Das Grundkonzept des Jenaer Gedenkbuches verfolgt nicht das Ansinnen, alle Todesopfer von Krieg und Gewalt mit Bezug zur Stadt zu erfassen. Vielmehr werden anhand ausgewählter Biografien einzelne Schicksale dokumentiert, die das breite Spektrum von todbringender Verfolgung, gezielter Vernichtung und Völkermord im Nationalsozialismus verdeutlichen sollen. Individuelle Lebenswege stehen hier beispielhaft für zehn Opfergruppen, die sich in ihrer Mehrzahl auf Grund der prekären Quellenlage ohnehin nur zu einem Teil ermitteln ließen.
Die jüdische Opfergruppe bildet hierin eine Ausnahme, da sie aufgrund jahrelanger Vorarbeiten vergleichsweise dicht ausgewiesen werden konnte. Der exemplarische biografische Zugang soll zudem gerade jüngeren Generationen eine emotional ansprechende Auseinandersetzung mit der NS-Zeit eröffnen und sie zu einer weitergehenden stadtgeschichtlichen Spurensuche anregen. Denn auch im Alltag und in den lokalen Lebenszusammenhängen lassen sich die Handlungsoptionen und das Verhalten des Einzelnen nachvollziehen, ebenso wie die Kontextbedingungen der NS-Volksgemeinschaft vor Ort.
Auf mögliche Arbeitsformen der Auswertung und pädagogischen Nutzung des Gedenkbuches verweisen die Arbeitsblätter des Projektes „Mit Stempel und Unterschrift“ der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“. Zugleich sollen in der öffentlichen Wahrnehmung vergessene oder im ritualisierten Gedenken der jüngeren Vergangenheit marginalisierte Opfergruppen wieder ihren Platz im lokalen Gedächtnis finden.
Für die weitere Pflege des Gedenkbuches erbitten wir Ihre Unterstützung.
Mit den nachfolgend aufgeführten Todesopfern nationalsozialistischer Gewaltverbrechen und Rassenpolitik in und um Jena wird der gegenwärtige Arbeitsstand der im Auftrag der Stadt angestellten Nachforschungen ausgewiesen. Für unsere weiteren Erhebungen und die Pflege des digitalen Gedenkbuches würden alle Hinweise auf bislang unbekannte Opfer eine große Unterstützung bilden, wenn sie einen Bezug zu Jena aufweisen. Weiterführende Angaben zu den bereits bekannten Opfern wären ebenso hilfreich. Wir bitten Sie in diesem Falle, Ihre Informationen an den aufgeführten Kontakt zu übermitteln.
Darüber hinaus danken wir folgenden Archiven, Bürgerinitiativen und Gedenkstätten, die unsere Recherchen engagiert begleitet und vielfach erst ermöglicht haben: