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Zwangsarbeiter

Der Einsatz ausländischer Zwangsarbeiter im Deutschen Reich begann kurz nach dem Überfall auf Polen. Spätestens in der zweiten Kriegshälfte waren Zwangsarbeiterlager in deutschen Städten allgegenwärtig, in Jena gab es mehr als 50.

Seit März 1940 arbeiteten Zwangsarbeiter für die Stadtverwaltung. Spätestens im Sommer/Herbst 1940 setzte der Arbeitseinsatz in den Zeiss- und Schott-Werken ein, insgesamt ca. 8.100 bzw. 3.200 bis 3.500, die über 80 Prozent der zivilen Zwangsarbeiter in Jena beschäftigten.

Weitere Einsatzorte waren die Reichsbahn, vermutlich weit über 600, das Zementwerk Göschwitz (285), städtische Betriebe (min. 231) und die Universität (ca. 160). Im Verlauf der sechs Kriegsjahre wurden im heutigen Stadtgebiet von ca. 320 Arbeitgebern bis zu 14.000 Zwangsarbeiter beschäftigt, wobei eine Unterscheidung von Kriegsgefangenen und Militärinternierten (Link) oft unmöglich ist, da zahlreiche Gefangene in den Zivilstatus überführt wurden. Die Deportierten, unter ihnen zahlreiche Frauen und Jugendliche, stammten aus 26 Nationen, etwa aus Belgien und der UdSSR (jeweils ca. 3.000), Frankreich (über 2.500), Italien (über 2.100), Holland (ca. 1.000), Kroatien (ca. 900), Polen und Tschechien (jeweils ca. 500).

Die Lebens- und Einsatzbedingungen variierten erheblich. In den Lagern, mitunter auch am Arbeitsplatz, kam es wiederholt zu Misshandlungen. Insbesondere Osteuropäer wurden schlecht versorgt und behandelt. Einzelne Jenenser halfen Zwangsarbeitern, doch erhebliche Teile der Bevölkerung unterstützten die restriktiven Bestimmungen zur Behandlung der Ausländer.

In der letzten Kriegsphase nahmen Gewalteinsatz und Terror gegen Zwangsarbeiter erheblich zu, mehrere wurden ermordet bzw. hingerichtet. Andere starben infolge der schlechten Lebensbedingungen an Krankheiten oder kamen bei Arbeitsunfällen ums Leben. Da viele Lager in der Nähe von Rüstungsbetrieben lagen und schlecht geschützt waren, starben zahlreiche Ausländer während der alliierten Luftangriffe.

Mit über 500 nachweisbaren Toten bilden die zivilen Zwangsarbeiter die größte Gruppe unter den Opfern des Nationalsozialismus in Jena. Viele fanden auf dem Nordfriedhof in den Gräberfeldern 4, 6a, 7b und 16 ihre letzte Ruhestätte.

Literatur

  • Bartuschka, Marc (Hg.): Nationalsozialistische Lager und ihre Nachgeschichte in der StadtRegion Jena. Antisemitische Kommunalpolitik - Zwangsarbeit - Todesmärsche, Jena 2015.
  • Halm, Evelyn/Ballhorn, Margitta: Ausländische Zivilarbeiter in Jena 1940-1945, Jena 1995.
  • Spoerer, Mark: Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz. Ausländische Zivilarbeiter, Kriegsgefangene und Häftlinge im Deutschen Reich und im besetzten Europa 1939-1945, Stuttgart/München 2001.

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